Eine Frau sitzt im Café. Ihr letzter Tag in Paris. Sie beobachtet einen Mann, der ihr bekannt vorkommt. Als er aufbrechen will, nimmt sie ihren Mut zusammen und behauptet, dass sie ihn kennt, “aus einem Traum“. Der Mann dreht sich um und antwortet: „Ja, ich erinnere mich“ und verlässt das […]
WeiterlesenDerek Walcott : Weiße Reiher
Woher kommen diese Gedichte? Von einer karibischen Insel? Aus Übersee? Wenn Dichtung genau das sei, was in der Übertragung verloren geht, so sind die Weißen Reiher von Derek Walcott, wie sie uns Werner von Koppenfels in dieser zweisprachigen Ausgabe zuführt, eine poetologische Widerlegung, die nicht Rhythmus und Reim, sondern dem […]
WeiterlesenHenry David Thoreau : Die Wildnis von Maine. Eine Sommerreise
Im Juli 1857 bricht Henry David Thoreau gemeinsam mit einem Freund zu seiner dritten Reise in die Wälder von Maine auf. Geführt werden sie von Joseph Polis, einem Indianer, der die eigentliche Hauptfigur des Textes ist: Ein Grenzgänger zwischen der alten und der neuen Welt, in der sogenannten Zivilisation ebenso […]
WeiterlesenGünter Grass : Was bereist werden muss. Iranische Skizzen
Diesen fast jugendlich-frisch daherkommenden und von unmittelbarer und unvoreingenommener Anschauung und Erfahrung gesättigten Reiseaufzeichnungen merkt man kaum an, mit welchen Widerständen der 84jährige Nobelpreisträger gerungen haben muss, bevor er auf persönliche Einladung des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad die Iran-Air Maschine von Hamburg nach Teheran besteigt. Drei Bedingungen hat der Autor seinen […]
WeiterlesenSherwood Anderson : Winesburg, Ohio
Ein Klassiker der amerikanischen Literatur ist in der fulminanten Neuübersetzung von Eike Schönfeld neu zu entdecken. 21 lose miteinander verbundene Geschichten, in denen jeweils eine Figur aus der fiktiven Kleinstadt des Mittleren Westens im Mittelpunkt steht. Allen Figuren gemeinsam ist, dass ihre Versuche auszubrechen und ihrem Leben eine neue Richtung […]
WeiterlesenReiner Stach : Ist das Kafka? 99 Fundstücke
Seine Vorliebe für Bier. Seine Abneigung gegen Impfen. Seine Angst vor Mäusen. Welche Turn- und Atemübungen er täglich absolvierte. Wieviele Mutmaßungen es über seine Augenfarbe gab. Dass der Eintrag im Reisepass genauen Aufschluss gibt: „Dunkelblaugrau“. Berichte über zwanghafte Bordellbesuche. Ein präziser Grundriss der Wohnung der Familie Samsa. Die Legende, dass […]
WeiterlesenHermann Ungar : Die Klasse
Wir befinden uns in einer böhmischen Stadt der 20er Jahre. Lehrer Josef Blau fürchtet sich vor seiner Klasse, die er mit Zucht und militärischem Drill in Schach zu halten versucht. Es knistert. Der Umbruch aller Werte liegt in der Luft. Jede geringste Veränderung, ob ein Schulausflug oder die Schwangerschaft seiner […]
WeiterlesenLukas Meschik : LUZIDIN oder Die Stille
Seite 230: „Das Universum ist groß. Womit der Erzählrahmen abgesteckt wäre.“ Absätze wie dieser mögen den Lektor beim Blättern im Manuskript bewogen haben, den jungen Autor zurück zu holen. An Unbescheidenheit mangelt es diesem freilich nicht. Allein die Widmung „Den ungelebten Leben“ ist eine hübsche Frechheit. Sogar der Verlag jungundjung wird […]
WeiterlesenHanna Lemke : Geschwisterkinder
Milla und Ritschie sind Geschwister. Sie leben in Berlin, Ritschie hat einen subalternen Job im hauptstädtischen Medienbetrieb, Milla arbeitet aushilfsweise in einem Laden, der mit Kinderklamotten und Spielzeug mehr schlecht als recht über die Runden kommt. Milla schläft ab und zu mit ihrem Mitbewohner, Ritschie geht eine Affäre mit Franziska […]
WeiterlesenChristina Maria Landerl : Verlass die Stadt
Margot, die über Bachmann und Wien schreiben wollte, hat die Stadt verlassen und „Jetzt soll Wien zusehen, wie es ohne mich zurecht kommt.“ Die Erzählerin schaut auf Wien und ihren Kreis von Freunden und erzählt haarscharf am Geschehen vorbei. Was geschieht? Plötzlich bemerkt jemand, dass es keine Tauben mehr gibt […]
WeiterlesenAlain Badiou : Das Endliche und das Unendliche
Gefasst auf eine hochverdichtete, diskurskritische Volte über das Endliche und Unendliche fühlt man sich nach den ersten Seiten in den Hörsaal einer Kinderuniversität versetzt. Dann aber leuchtet etwas auf: Dass diese kindlichen, naiven Fragen den Anfang philosophischen Fragens und philosophischer Neugier markieren. Warum kann zum Beispiel eine kugelrunde Null das […]
WeiterlesenE.M. Cioran: Notizen 1957-1972
Es ist der Herausgeberin Simone Boué und der herausragenden editorischen Übersetzungsleistung von Peter und Konrad Weiß sowie Verena von der Heyden-Rynch zu verdanken, dass dieser Kosmos Ciroanschen Denkens aus den Notizheften 1957 – 1972 für den deutschsprachigen Leser endlich vollständig zugänglich wird. Wir entdecken darin Cioran im Gefolge Nietzsches als […]
WeiterlesenJoan Didion: Blaue Stunden
„In manchen Breitengraden gibt es vor der Sommersonnenwende und danach eine Zeitspanne, nur wenige Wochen, in der die Dämmerungen lang und blau werden.“ So beginnt Joan Didions Buch über ihre Tochter Quintana, die 2005 nach beinahe zwei Jahren Koma stirbt, und über sich, die ihr Kind überlebt hat. Blaue Stunden: […]
WeiterlesenMarcel Beyer: Putins Briefkasten
Marcel Beyer ist ein Bien. Er nähert sich seinen Gegenständen von den Randbezirken her. An der Grenze liegt das Benachbarte ebenso wie das Fremde. In der Fremde ist es mir unheimlich. Dort wird mir die eigene Sprache, ICH werde mir fremd. Von den Randzonen aus zeichnet und entfaltet Beyer die […]
WeiterlesenPeter Hamm: Pessoas Traum
oder „Sei vielgestaltig wie das Weltall!“ Unmöglich dem Kenntnisreichtum und der Vielgestalt seiner zwischen den Jahren 2000 und 2011 entstandenen Aufsätze gerecht zu werden. Ob die mystische Seite des „multiplen Solitärs“ Pessoa, der Zeit seines Lebens unter Heteronymen für die Truhe schrieb, ob die europäische Rezeption des portugiesischen Lyrikers Camões […]
WeiterlesenPatrick Modiano: Im Café der verlorenen Jugend
Nicht leicht zu sagen, wovon dieser Roman erzählt. Von Louki, der rätselhaften jungen Frau, die plötzlich ihren Mann verlässt und sich einer Gruppe Pariser Bohemiens anschließt, ohne dieser wirklich anzugehören? Oder nur von einigen Straßen, Metrostationen und Cafes in Paris, in denen die Personen des Romans erscheinen, um irgendwann wieder […]
WeiterlesenAnna Katharina Hahn: Am Schwarzen Berg
Über Tage Anna Katharina Hahn geht hinein. Mit zarter Präzision schürft sie in den Stuttgarter Vorstadtgärten, zwischen Carports und Buchenhecken. Sie geht in die guten Stuben, öffnet das Innerste, die Schubladen, die Badezimmerschränke, Dachböden, inventarisiert die Dekoration des Banalen. Peter, das von seinen Eltern und den kinderlosen Nachbarn überfürsorgte Einzelkind, […]
WeiterlesenWilhelm Genazino: Die Liebe zur Einfalt
Gegen den Originalschmerz des Lebens den Kunstschmerz der Literatur zu Hilfe nehmen, ihn zu vertauschen und damit zu scheitern – das ist, was Genazino auf unnachahmliche Weise gelingt, wenn er mit Kinderaugen durch die Mannheimer Straßen der Nachkriegsjahre flaniert und die Poesie der kleinen Dinge in sich hineinspazieren lässt, von […]
WeiterlesenJosef Winkler: Realität so sagen, als ob sie trotzdem nicht wär…
oder Die Wutausbrüche der Engel. Josef Winklers Bücher erzählen von Wunden und Wundern. Das Biografische ist Fiktion, die Wiederholung eine Erfindung, die Genealogie der Wunde Winklers poetologisches Programm. In seiner Büchner-Preisrede 2008 gibt Josef Winkler Auskunft darüber wie dieses Buch entstand. Josef Winkler, wer ist das? Wo kommt er her? […]
WeiterlesenBenjamin Stein: Replay
Pans Rache? Eines Morgens glaubt der zeichenaffine Neurobiologe Ed Rosen anstelle seines Fußes einen Huf aus der Bettdecke ragen zu sehen. Eine Sinnestäuschung oder ein böses Omen? Unentscheidbar. Im Gegensatz zu Gregor Samsa bleibt Rosen jedoch liegen, schließt die Augen und lässt die Geschichte seiner Metamorphose Revue passieren. Das hochbegabte […]
WeiterlesenPhilippe Jaccottet: Notizen aus der Tiefe
Der in Frankreich lebende schweizerische Autor Philippe Jaccottet ist einer der großen europäischen Dichter. Dieser Prosaband vereint Texte, die sich den Tragödien unserer Gegenwart stellen, aber auch von persönlichen Niederlagen handeln. „Israel, blaues Heft“ ist ein Reisebericht über die Krisenregion in Nahost; „Das Wort Russland“ beschreibt, ausgehend von Jaccottets Erfahrungen […]
WeiterlesenPeter Nadas: Parallelgeschichten
Peter Nadas erzählt die Geschichte der Budapester Familie Demen und ihrer Freunde, deren persönliche Schicksale mit der ungarischen und deutschen Vergangenheit verknüpft sind. Meilensteine in diesem gewaltigen Epos sind die ungarische Revolution 1956, der ungarische Nationalfeiertag am 15. März 1961 und, rückblickend, die Deportation der ungarischen Juden 1944/45 sowie die […]
WeiterlesenWalter Kappacher: Land der roten Steine
Die Canyons in den USA: eine Welt voller Einsamkeit und Stille. Wessely, ein Arzt aus dem Salzburger Land, bricht in die Vereinigten Staaten auf, um im Alter über seine Zukunft nachzudenken. Mit Everett, dem wortkargen Fahrer des Jeeps, dringt er immer tiefer in eine Einsamkeit vor, in der er hofft, […]
WeiterlesenGerherd Roth: Orkus
32 Jahre lang hat Gerhard Roth an seinen beiden Romanzyklen „Die Archive des Schweigens“ und „Orkus“ gearbeitet ein einzigartiger Kosmos der Literatur und des Denkens, der neben klassischen Romanen auch dokumentarische und essayistische Bände umfasst. Der Band „Orkus“ ist der Schlussstein dieser monumentalen Arbeit und nicht überbietbarer Endpunkt: ein autobiografischer […]
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