Woraus besteht ein Buch? Was heißt Schreiben? Und was bleibt davon? Ein Geröll von Worten, Erinnerungssplittern, Staub oder vielmehr Nichts? In seinem Erzählband Totenberg überliefert Hettche Gespräche mit Menschen, die ihr Leben mit Büchern verbracht haben. Es sind mehrstimmige, fragile Gespräche, in die sich Momente des Schweigens, Momente der Stille, […]
WeiterlesenAutor: Sasan Seyfi
Peter Sloterdijk : Zeilen und Tage. Notizen 2008 – 2011
17. August, Tübingen. In einer Stadt, die sich nicht die Mühe machen muss, zu gefallen, nehme ich mir jetzt doch die vielgepriesenen „Notizen“ von Peter Sloterdijk vor, obschon die vorangestellte Klarstellung enttäuscht: „Das Ausgelassene überwiegt das Beibehaltene im Verhältnis drei zu eins“. Obendrein von der angekündigten Glättung leicht angesäuert möchte […]
WeiterlesenShahrnush Parsipur : Frauen ohne Männer
Wer Shirin Neshats Filmkunstwerk women without men bewundert hat, dem sei die gleichnamige Romanvorlage der iranischen Autorin Shahrnush Parsipur – in der ausgezeichneten Übersetzung von Jutta Himmelreich – dringend ans Herz gelegt. Immer ist es ja das Herz, das einen in den Wahnsinn treibt. So auch Mahdokht, die Tochter des […]
WeiterlesenJulian Barnes : Unbefugtes Betreten
Als Guiseppe Garibaldi 1839 an Bord seines Schiffes die brasilianische Hafenstadt Laguna ansteuert, erblickt der Freibeuter durch sein Teleskop eine junge Frau. Sofort befiehlt er seinen Leuten, ihn an Land zu bringen. Er sucht und findet das Haus, in dem Anita Riberas lebt. In seinen Aufzeichnungen schildert Garibaldi ihre erste […]
WeiterlesenWilhelm Genazino : Idyllen in der Halbnatur
Manchmal fürchte ich mich davor, ein neues Buch von Genazino aufzuschlagen. Ich finde mich in der Vermurkstheit seiner Figuren gespiegelt, werde eine Zeitlang für die Prosa der Verhältnisse unbrauchbar und die Bücher anderer Autoren erscheinen mir lange Zeit als zu plüschig. In den hier versammelten Prosastücken, Reden und Aufsätzen geschieht […]
WeiterlesenMichael Ondaatje : Katzentisch
Steht der Katzentisch (im Original: „The cat‘s table“) in den Speisesälen der feinen Gesellschaft für gewöhnlich außen vor und am Rande des vermuteten Hauptgeschehens, reserviert für die Kleinen, Unsichtbaren und weniger Betuchten, ist er an Bord der Oronsay, einem Passagierdampfer der Orientlinie, der aufregendste, ja magischste Ort der Welt. Mit […]
WeiterlesenGerhard Roth : Portraits
Was ist das Besondere, Wesentliche, Unverzichtbare dieser unter dem bescheiden anmutenden Titel „Portraits“ gebündelten Begegnungen mit Malern und Dichtern (Bruno Kreisky, Ivan Osim, Simon Wiesenthal einmal ausgenommen)? Ein spannendes Panoptikum von Momentaufnahmen, intimen Erinnerungen, Auftragsarbeiten, Einflüssen und Bekenntnissen des Schriftstellers Gerhard Roth? Die Begegnung eines gut präparierten Besuchers mit Max […]
WeiterlesenJoachim Kalka: Die Katze, der Regen, das Totenreich. Ehrfurchtsnotizen.
Wer glaubt, dass über Teufelsauftritte in der Literatur, über den orientalischen Schlendrian Kismet, über die Ästhetik des Rauchens oder Untote genug geschrieben sei, der lese bitte Die Katze, der Regen, das Totenreich und trete ehrfürchtig ein in die wundersame Untergrundbibliothek des Joachim Kalka. Das Buch zielt, wie Kalka bescheiden voranstellt, […]
WeiterlesenEin Abend mit Katharina Hacker im Literarischen Salon
Abends um acht. Vierzehn Stockwerke über den Dächern einer verregneten Stadt spiegelt sich die Innenbeleuchtung in den Panoramafenstern des Literarischen Salons wider, als könnte ein Sonnenuntergang den düsteren Horizont Hannovers illuminieren, einer Stadt mit vielen Verlorenen. Katharina Hacker setzt sich an den Tisch und liest aus Eine Dorfgeschichte. Kein urban verklärter […]
WeiterlesenPatricia Görg : Handbuch der Erfolglosen. Jahrgang zweitausendundelf.
Fukushima, ein verirrter Pinguin, Karl-Theodor zu Guttenbergs Plagiat, Rettungsschirm für Griechendland, Gaddafis Regenschirm in Tripolis, Strauss-Kahn und Blicke zu unbekannten Sternen. Man muss etwas genauer hinsehen, durch das Triëdere von Patricia Görg, um aus dem feinen Textgewebe nicht etwa medienkritische Glossen, scharfzüngige Kolumnen über kalendarische Ereignisse des Jahres 2011 herauszulesen. […]
WeiterlesenFrédéric Wandelère : Hilfe fürs Unkraut
Ein Vorwort von Philippe Jaccottet und die Übersetzernamen Elisabeth Edl und Wolfgang Matz sind eigentlich schon Empfehlung genug für einen französischen Dichter, der hierzulande nahezu unbekannt ist: Frédéric Wandelère. Nun liegt eine feine zweisprachige Auswahl des in Fribourg lebenden Lyrikers auf Deutsch vor, und schon der Titel lässt uns aufhorchen: […]
WeiterlesenRalf Rothmann : Shakespears Hühner
Eine Frau sitzt im Café. Ihr letzter Tag in Paris. Sie beobachtet einen Mann, der ihr bekannt vorkommt. Als er aufbrechen will, nimmt sie ihren Mut zusammen und behauptet, dass sie ihn kennt, “aus einem Traum“. Der Mann dreht sich um und antwortet: „Ja, ich erinnere mich“ und verlässt das […]
WeiterlesenDerek Walcott : Weiße Reiher
Woher kommen diese Gedichte? Von einer karibischen Insel? Aus Übersee? Wenn Dichtung genau das sei, was in der Übertragung verloren geht, so sind die Weißen Reiher von Derek Walcott, wie sie uns Werner von Koppenfels in dieser zweisprachigen Ausgabe zuführt, eine poetologische Widerlegung, die nicht Rhythmus und Reim, sondern dem […]
WeiterlesenGünter Grass : Was bereist werden muss. Iranische Skizzen
Diesen fast jugendlich-frisch daherkommenden und von unmittelbarer und unvoreingenommener Anschauung und Erfahrung gesättigten Reiseaufzeichnungen merkt man kaum an, mit welchen Widerständen der 84jährige Nobelpreisträger gerungen haben muss, bevor er auf persönliche Einladung des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad die Iran-Air Maschine von Hamburg nach Teheran besteigt. Drei Bedingungen hat der Autor seinen […]
WeiterlesenSasan Seyfi : Complicate your Life
Dieses Buch steht sich und seiner Veröffentlichung konsequent im Weg. Auf atemberaubende Weise gelingt dem Autor das, was er sagen will, auf eine Weise zu verkomplizieren, dass er es eben nicht aussprechen und zu Ende führen kann. Indem er die Etymologie seines Titels aufspürt, wird er zum radikalen Komplizen seines Diktums, […]
WeiterlesenDieter Tauber : Das wahre Leben
Generationen von misepetrigen Sprachwissenschaftlern haben uns mit fragwürdiger Berufung auf Nietzsche in den letzten fünf Jahrzehnten auf mehr oder minder verklausulierte Weise an der Nase herumgeführt. Sie versuchten uns weis zu machen, die Welt sei vor allem eins, nämlich „sprachlich verfasst“. Das „wahre Leben“ sei nichts weiter als ein waberndes […]
WeiterlesenReiner Stach : Ist das Kafka? 99 Fundstücke
Seine Vorliebe für Bier. Seine Abneigung gegen Impfen. Seine Angst vor Mäusen. Welche Turn- und Atemübungen er täglich absolvierte. Wieviele Mutmaßungen es über seine Augenfarbe gab. Dass der Eintrag im Reisepass genauen Aufschluss gibt: „Dunkelblaugrau“. Berichte über zwanghafte Bordellbesuche. Ein präziser Grundriss der Wohnung der Familie Samsa. Die Legende, dass […]
WeiterlesenHermann Ungar : Die Klasse
Wir befinden uns in einer böhmischen Stadt der 20er Jahre. Lehrer Josef Blau fürchtet sich vor seiner Klasse, die er mit Zucht und militärischem Drill in Schach zu halten versucht. Es knistert. Der Umbruch aller Werte liegt in der Luft. Jede geringste Veränderung, ob ein Schulausflug oder die Schwangerschaft seiner […]
WeiterlesenLukas Meschik : LUZIDIN oder Die Stille
Seite 230: „Das Universum ist groß. Womit der Erzählrahmen abgesteckt wäre.“ Absätze wie dieser mögen den Lektor beim Blättern im Manuskript bewogen haben, den jungen Autor zurück zu holen. An Unbescheidenheit mangelt es diesem freilich nicht. Allein die Widmung „Den ungelebten Leben“ ist eine hübsche Frechheit. Sogar der Verlag jungundjung wird […]
WeiterlesenChristina Maria Landerl : Verlass die Stadt
Margot, die über Bachmann und Wien schreiben wollte, hat die Stadt verlassen und „Jetzt soll Wien zusehen, wie es ohne mich zurecht kommt.“ Die Erzählerin schaut auf Wien und ihren Kreis von Freunden und erzählt haarscharf am Geschehen vorbei. Was geschieht? Plötzlich bemerkt jemand, dass es keine Tauben mehr gibt […]
WeiterlesenAlain Badiou : Das Endliche und das Unendliche
Gefasst auf eine hochverdichtete, diskurskritische Volte über das Endliche und Unendliche fühlt man sich nach den ersten Seiten in den Hörsaal einer Kinderuniversität versetzt. Dann aber leuchtet etwas auf: Dass diese kindlichen, naiven Fragen den Anfang philosophischen Fragens und philosophischer Neugier markieren. Warum kann zum Beispiel eine kugelrunde Null das […]
WeiterlesenE.M. Cioran: Notizen 1957-1972
Es ist der Herausgeberin Simone Boué und der herausragenden editorischen Übersetzungsleistung von Peter und Konrad Weiß sowie Verena von der Heyden-Rynch zu verdanken, dass dieser Kosmos Ciroanschen Denkens aus den Notizheften 1957 – 1972 für den deutschsprachigen Leser endlich vollständig zugänglich wird. Wir entdecken darin Cioran im Gefolge Nietzsches als […]
WeiterlesenMarcel Beyer: Putins Briefkasten
Marcel Beyer ist ein Bien. Er nähert sich seinen Gegenständen von den Randbezirken her. An der Grenze liegt das Benachbarte ebenso wie das Fremde. In der Fremde ist es mir unheimlich. Dort wird mir die eigene Sprache, ICH werde mir fremd. Von den Randzonen aus zeichnet und entfaltet Beyer die […]
WeiterlesenWilhelm Genazino: Die Liebe zur Einfalt
Gegen den Originalschmerz des Lebens den Kunstschmerz der Literatur zu Hilfe nehmen, ihn zu vertauschen und damit zu scheitern – das ist, was Genazino auf unnachahmliche Weise gelingt, wenn er mit Kinderaugen durch die Mannheimer Straßen der Nachkriegsjahre flaniert und die Poesie der kleinen Dinge in sich hineinspazieren lässt, von […]
WeiterlesenBenjamin Stein: Replay
Pans Rache? Eines Morgens glaubt der zeichenaffine Neurobiologe Ed Rosen anstelle seines Fußes einen Huf aus der Bettdecke ragen zu sehen. Eine Sinnestäuschung oder ein böses Omen? Unentscheidbar. Im Gegensatz zu Gregor Samsa bleibt Rosen jedoch liegen, schließt die Augen und lässt die Geschichte seiner Metamorphose Revue passieren. Das hochbegabte […]
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