Der Mann, der über Monate Adolf Eichmann verhört hat, 275 Stunden lang, war ein deutscher Jude. Sein Name war Avner Werner Less. Mit der Machtübernahme der Nazis 1933 flieht er als 16jähriger nach Paris, heiratet zwei Jahre später eine ebenfalls geflohene Jüdin, […]
»Und sie lauschen dem Sprachgewirr, aber Jiddisch spricht hier keiner mehr. Und im schimmernden Abenddunst ziehen sich die Gefährten meiner Kindheit zurück, entschwinden …«
„Du blickst in deine Frühe wie in die blaue Kugel des Magiers, betrachtest ein abgetrenntes, umschlossenes Weltlein. Es ist nicht alles organisch, nicht alles Folge und Auffächerung, Fortschritt und Wachstum, was sich Leben nennt. Es bilden sich auch Kristalle: die sammeln und bündeln Strahlen und sind beständiger als Zeitspuren. Möchtest du wirklich in die Kugel hinein, möchtest Du noch einmal im Einst-Weltlein leben? Ja, würde ich rufen, sofort! Aber nur so, daß ich es nie wieder verlassen müßte und mir sämtliche erworbene Erfahrung und Entwicklung gelöscht würde. Also nur, wenn verstummt das Gurgeln des nachfragenden, des wiederkäuenden, des erinnernd eiternden Lebens – wo doch des Menschen ganze Natur danach strebt, wie vordem zu sein, also: frei von Erinnerung!“
“The ring of the old telephones, the clacking of typewriters, milk in bottles, baseball without designated hitters, vinyl records, galoshes, stockings and garter belts, black-and-white movies, heavyweight champions, (…) paperback books for thirty-five cents, the political left, Jewish dairy restaurants, double features, basketball before the three-point shot, palatial movie houses, nondigital cameras, toaster that lasted for thirty years, contempt for authority, Nash Ramblers, and wood-paneled station wagons. But there is nothing you miss more than the world as it was before smoking was banned in public places.”
Der vorliegende Text ist Fragment geblieben. Jorge Semprun erinnert sich in ihm an seine Zeit in der Résistance bis zu seiner Verhaftung im September 1943. An die Befreiung aus dem Konzentrationslager Buchenwald. An die 10 Jahre (die er nicht ohne Stolz und Genugtuung als „eine Art Höchstleistung oder Rekord“ bezeichnet) in Madrid, die er unentdeckt im Untergrund überlebte. Er erinnert sich an die 20 Jahre seines Lebens, die im Rückblick als Überlebensübungen erscheinen. An die allgegenwärtige Gefahr, entdeckt und verhaftet zu werden, an den Triumph der Befreiung, und an die Folter, die die schwerste aller Überlebensübungen darstellte.
„Und was die Forelle anbelangt, so handelt es sich natürlich um Odile, die Geliebte, die mir immer entwischt ist, nie zu halten war, nicht zu bergen, nur in totem Zustand zu besitzen. Und was das Fell betrifft, so entspricht dieses Bild meinem Verlangen sie einzuhüllen, zu beschützen, zu wärmen und zu pflegen – zu domestizieren? War das der Fehler? Kann man eine Forelle heiraten?“
Weit gefehlt, wer hinter diesem Buchtitel einen gemütlich-literarischen Spaziergang durch die schwäbische Provinz vermutet. Was die Literaturwissenschaftlerin und Celan-Forscherin Barbara Wiedemann aufschlägt, ist ein ebenso wichtiges wie beschämendes Kapitel der sogenannten literarischen und akademischen Öffentlichkeit im Umgang mit dem Lyriker Paul Celan. Celan, dessen gesamte Familie von den Nazis ermordet wurde, flüchtete 1948 nach Paris und unternahm zwischen den Jahren 1952 und 1970 viele Reisen vor allem in den Südwesten Deutschlands.
Fürwahr – es gibt einen kleinen, leuchtenden Stern zu entdecken: „Im grünen Dunkel der Wälder ein heller Fleck, mit Straßen, mit Häusern, mit Stuben und mit Bodenkammern, und in einer träumend ich.“ Der Stern heißt Eulenrod und sein träumendes Ich, der Schriftsteller […]
Der Erzähler im indischen Ellora. Ein Wort fliegt auf wie ein aufgescheuchtes Wild. Ein Wort von Ilse Aichinger, von den näher kommenden Spiegeln im Alter, „bis wir uns ganz nahe sind. Der nächste Schritt heißt dann: den Spiegel mit der Faust zertrümmern, […]
Wie eine Biographie über einen Philosophen bewerkstelligen, der das Eingeschriebene im Korpus des Denkenden, das Setzende und Verletzende der Schrift, die Bedingungen und Aporien der Lesbarkeit in allen Variationen dekliniert hat? Eine Biographie über Derrida á la Derrida? Schon wären Genre und […]
Man muss kein Wagnerianer sein, nicht mal ein Hundenarr, um das Buch von Kerstin Decker auf Anhieb zu lieben. Sogar als Hundehasser wird man bei der Lektüre nachdenklich und erwägt, ob man sein Verhältnis zu den Vierbeinern – insbesondere zu Neufundländern – […]