Vladimir Nabokov : Vorlesungen über westeuropäische Literatur

Sasan Seyfi

“Literature was not born the day when a boy crying „wolf, wolf“ came running out of the Neanderthal valley with a big gray wolf at his heels; literature was born on the day when a boy came crying „wolf, wolf“ and there was no wolf behind him. That the poor little fellow because he lied too often was finally eaten up by a real beast is quite incidental. But here is what is important. Between the wolf in the tall grass and the wolf in the tall story there is a shimmering go-between. That go-between, that prism, is the art of literature.”

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Elias Canetti : Das Buch gegen den Tod

Alexander Wittwer

„Alle versäumten Leben. Alle die nicht geliebt wurden, Alle die nicht lieben konnten. Alle die kein Kind bewachen durften. Alle die nicht in den Ländern waren. Alle die die Vielfalt der Tiere nicht kannten. Alle die nie unter fremden Sprachen horchten. Alle die nicht über Gläubigkeiten staunten. Alle die sich nicht mit dem Tod herumschlugen. (…) Alle die sich nie arm schenkten. Alle die sich nie betrügen ließen, und alle, die es vergaßen, wie sehr sie betrogen wurden. Alle die ihrer Überheblichkeit nicht den Kopf abschlugen, alle die nicht aus Weisheit lächelten. Alle die nicht aus Großmut lachten. Alle versäumten Leben.“ (280)

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Marie-Luise Scherer : Unter jeder Lampe gab es Tanz

Sasan Seyfi

„Man rät mir zu mehr Unbedenklichkeit. Einfach losschreiben. Feinheiten später! Kunst erst beim vierten oder fünften Durchgang! (..) Ich blättere in den gepriesenen Büchern. Die Lockerheit der Meister ist bedrohlich, wie hingeschlenkert mörtellos gefügte Sätze. Einmal ließ ich mich ermuntern durch den Kapitelanfang eines vielleicht nicht allzu großen Meisters. Er lautete: ‚Singapur, 12 Uhr 30 Ortszeit, mir steckt der Flug noch in den Knochen.'“

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Jorge Semprun : Überlebensübungen

Alexander Wittwer

Der vorliegende Text ist Fragment geblieben. Jorge Semprun erinnert sich in ihm an seine Zeit in der Résistance bis zu seiner Verhaftung im September 1943. An die Befreiung aus dem Konzentrationslager Buchenwald. An die 10 Jahre (die er nicht ohne Stolz und Genugtuung als „eine Art Höchstleistung oder Rekord“ bezeichnet) in Madrid, die er unentdeckt im Untergrund überlebte. Er erinnert sich an die 20 Jahre seines Lebens, die im Rückblick als Überlebensübungen erscheinen. An die allgegenwärtige Gefahr, entdeckt und verhaftet zu werden, an den Triumph der Befreiung, und an die Folter, die die schwerste aller Überlebensübungen darstellte.

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Amos Oz / Fania Oz-Salzberger: Juden und Worte

Alexander Wittwer

Der Schriftsteller Amos Oz und seine Tochter, die Historikern Fania Oz-Salzberger (deren auch im Jüdischen Verlag erschienenes Buch Israelis in Berlin an dieser Stelle ebenfalls sehr empfohlen sei) stellen die Frage nach dem, was jüdische Identität und Kontinuität über Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg ausmacht. Sie tun dies ausdrücklich als „nicht-religiöse Juden“, deren jüdische Identität sich nicht aus dem Glauben speist. Sie tun dies als „Atheisten der Bibel“ – in dem Bewusstsein, dass „wir Juden (…) dafür bekannt (sind), daß wir unmöglich etwas zustimmen können, was mit ‚wir Juden’ anfängt“. Der Titel dieses Buches ist also schon die Antwort.

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Thomas Hettche : Totenberg

Sasan Seyfi

Woraus besteht ein Buch? Was heißt Schreiben? Und was bleibt davon? Ein Geröll von Worten, Erinnerungssplittern, Staub oder vielmehr Nichts? In seinem Erzählband Totenberg überliefert Hettche Gespräche mit Menschen, die ihr Leben mit Büchern verbracht haben. Es sind mehrstimmige, fragile Gespräche, in […]

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Gerhard Roth : Portraits

Sasan Seyfi

Was ist das Besondere, Wesentliche, Unverzichtbare dieser unter dem bescheiden anmutenden Titel „Portraits“ gebündelten Begegnungen mit Malern und Dichtern (Bruno Kreisky, Ivan Osim, Simon Wiesenthal einmal ausgenommen)? Ein spannendes Panoptikum von Momentaufnahmen, intimen Erinnerungen, Auftragsarbeiten, Einflüssen und Bekenntnissen des Schriftstellers Gerhard Roth? […]

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Peter Hamm: Pessoas Traum

Tobias Boenighausen

oder „Sei vielgestaltig wie das Weltall!“ Unmöglich dem Kenntnisreichtum und der Vielgestalt seiner zwischen den Jahren 2000 und 2011 entstandenen Aufsätze gerecht zu werden. Ob die mystische Seite des „multiplen Solitärs“ Pessoa, der Zeit seines Lebens unter Heteronymen für die Truhe schrieb, […]

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